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Über Kevin KrautgartnerVon oben sieht die Welt ganz anders aus. Mit einem Abstand von der Oberfläche erlangen wir einen neuen Blick, eine Perspektive, die weitere Räume erschafft. Der Fotograf Kevin Krautgartner hält aus der Luft unseren Lebensraum fest, aus…Werkinfo
In Australien und Spanien hat der Fotokünstler Kevin Krautgartner seine Salt Shape Serie verwirklicht. Große Salinen, in denen Salz aus Meerwasser gewonnen wird, werden darin zu riesigen Farbpaletten und erinnern an abstrakte Malerei. Krautgartner fotografiert bevorzugt aus dem Flugzeug und wird für seine Arbeiten international ausgezeichnet, u.a. mit dem Fine Art Photography Award und dem PX3 Award.HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Von oben sieht die Welt ganz anders aus. Mit einem Abstand von der Oberfläche erlangen wir einen neuen Blick, eine Perspektive, die weitere Räume erschafft. Der Fotograf Kevin Krautgartner hält aus der Luft unseren Lebensraum fest, aus einem unbekannten Blickwinkel, findet er Dinge, die man so noch nie gesehen hat. Er zeigt die Vielseitigkeit der Natur und die von ihr errichteten Kunstwerke, die gleichermaßen Schönheit und Leuchtkraft, Reichtum und Wandel hervorbringen. Beeindruckende Landschaften und einzigartige Strukturen, faszinierende Formen und Schattierungen: Seine Werke präsentieren die Natur als eine bemalte Leinwand voller Details und Farbenpracht.
Kevin Krautgartner hat Kommunikationsdesign studiert und seine Liebe zu grafischen Elementen ist seinen Bildern immanent, sie spiegeln abstrakte, geometrische, aber auch surreale Welten wider. Er ist nicht nur ein Dokumentarist, sondern er stellt kreativ Strukturen und Formen in ihrer Einzigartigkeit dar. Die Natur unterliegt einem stetigen Wandel, und jedes seiner Werke umrahmt diesen einen Moment, der sich nie wiederholen wird. Bevor er seine Motive aufnimmt, recherchiert er Satellitenbilder, sucht nach bisher unentdeckten Orten und Bildern, die ihn in Form, Farbe, Geometrie und Design begeistern. Dafür reist er in eine Vielzahl von Ländern auf allen Kontinenten. Aus einem Hubschrauber, einem Flugzeug oder mit einer Drohne fotografiert er oft in einem 90-Grad-Winkel, senkrecht nach unten. In diesem Winkel erscheinen seine Aufnahmen zunächst als flächige Gebilde, beim genauen Betrachten aber tun sich die verschiedenen Details der Landschaften auf: Straßen, Wege, Felder, Seen, Flüsse, Wellen, neu geschaffene Formationen. Auf seinen Bildern verschwinden die sonst wahrnehmbaren Grenzen - sie sind wie eine Entdeckungsreise durch ein Labyrinth aus Umgebung, Raum und (Neu)-Schöpfung.
Tropical Dream
In seiner Tropical Dream Serie inszeniert der Fotokünstler Kevin Krautgartner Küstenabschnitte der Seychellen und lädt die Betrachter ein, die Schönheit der Natur zu genießen und zugleich über unser Verhältnis zu unserer Umwelt nachzudenken. Denn diese einzigartigen Orte sind aufgrund ihrer Lage den Folgen des Klimawandels und dem Anstieg des Meeresspiegels ausgesetzt. Krautgartner wählte für seine Arbeiten jene Inseln, die unserer Vorstellung von einem tropischen Paradies entsprechen, um uns vor Augen zu führen, wie bezaubernd, aber auch wie fragil die Natur ist. Aus dem Flugzeug, Helikopter oder mit einer Drohne fotografierte er die Orte, an denen Land und Meer zusammentreffen. Ganz bewusst zeigt er sie dabei als scheinbar unberührte Traumlandschaften, die noch nicht von der Menschheit verändert wurden.
Tidal Paintings
Ein besonderes Element ist für den Fotografen das Wasser. Es ist immer in Bewegung, dynamisch, es wandelt sich ständig. Es bahnt sich seinen Weg durch die Landschaft wie die Adern durch einen Körper. Eine Küste bei Ebbe erzeugt ein malerisches Relief, das jene Strukturen preisgibt, wie sie nur in diesem einen Augenblick zu beobachten sind. Seine Serie Tidal Paintings, die in Australien entstand, ist ein Zeugnis davon: Wenn die letzten Reste der zurückziehenden Flut sich zurück ins Meer bewegen, schlängeln sich kleine Flüsse durch den Sand und hinterlassen salzverkrustete Ufer. Krautgartner fängt diese wunderbaren Ansichten ein, bevor sie von einer neuen Flut weggewischt werden, um bei der nächsten Ebbe in neuen Formen wieder aufzutauchen. Früh am Morgen oder spät am Tag, wenn die Sonne am tiefsten steht, sind diese spektakulären Aussichten am farbenprächtigsten. Sind das wirklich Luftbildaufnahmen oder Gemälde? Die Natur scheint den Grat zwischen beidem unsichtbar werden zu lassen, staunend blickt man auf die Kunst der Umwelt und das Porträt unseres Planeten. Mit Bildern von den schönsten, surrealsten und einzigartigsten Landschaften, die vom Wasser geformt wurden, hat Krautgartner vor kurzem seinen ersten Bildband Wasser.Farben veröffentlicht.
Salt Shapes
Seine Serie Salt Shape hat der Künstler in Australien und in Spanien produziert, sie zeigt Salinen, flache, künstliche Teiche, in denen Salze aus Meerwasser gewonnen werden. Aufgrund der unterschiedlichen Algenkonzentrationen entstehen in diesen Verdunstungsteichen lebhafte Farben, die von hellblau über grün bis tiefrot reichen. Krautgartners Aufnahmen aus dieser Serie sind einmalig und spektakulär; Kunstwerke, die an die Arbeiten des amerikanischen Farbfeldmalers und Expressionisten Mark Rothko erinnern, in denen sich monochrome Farbflächen gleichsam stapeln und ineinander verschwimmen. Aber auch hier werden die differenzierten Texturen der Erdoberfläche sicht- und für den Betrachter greifbar.
In Full Bloom
In seinem Projekt In Full Bloom hat er den "Blumenladen der Welt" von oben festgehalten. Die Niederlande sind bekannt für ihre Tulpen, die auf großen Feldern und in wunderschönen Farben gezüchtet und im Frühjahr auf Festen gefeiert werden. Die faszinierenden Luftaufnahmen zeigen die beeindruckenden Dimensionen, mit Reihen über Reihen von roséfarbenen, gelben und weißen Blüten. In den Linien, die die Landschaft wie Strichcodes unterteilen, liegt der Reiz dieser Bilder, die weit über die Fotografie hinausgehen, da sie nicht nur den Prozess des Auslösens einer Kamera vor einer schönen Landschaft reflektieren. Die Werke von Kevin Krautgartner, der in Wuppertal lebt und arbeitet, sind regelmäßig in nationalen und internationalen Ausstellungen und Zeitschriften zu sehen. Für sein Portfolio hat er verschiedene Preise erhalten, darunter den ADC International Award, den Fine Art Photography Award sowie den PX3 Award.Ausstellungen
2021 South Australian Museum, Adelaide, Australien
Cascina Roma Fotografia, Rom, Italien
Galerie LIK17, Wien, Österreich
Casa de Cantabria en Madrid, Spanien
Universität Kinshasa, Demokratische Republik Kongo2020 Photocenter, Moscow, Russia
Galerie LIK17, Wien, Österreich
PhotoPlace Gallery, Middlebury, USA
Peinture Fraîche, Brüssel, Belgien
Blank Wall Gallery, Athen, Griechenland2019 Lokarjeva Galerija, Ajdovščina, Slowenien
Museo MIIT, Turin, Italien2017 SpacePlace Gallery, Nischni Tagil, Russland 2015 Kulturzentrum Sommerloch, Wuppertal, Deutschland INTERVIEW
Picasso sagte einst, „Du machst keine Kunst, du findest sie“. Wo findest du deine Kunst?
Dieses Zitat finde ich sehr passend und würde es auch so bestätigen. Vermutlich sind ca. die Hälfte meiner Werke ungeplant entstanden, da ich auf meinen Flügen (z. B. im Hubschrauber) immer wieder Landschaften finde, welche sich so nicht auf Satellitenbildern hätten finden lassen. Diese spontanen Momente machen für mich die Fotografie so spannend! Die Natur schafft immer etwas Neues und die Suche nach solchen Gegebenheiten fasziniert mich total.
Von der Idee bis zur Verwirklichung: Wie gehst du an deine Arbeiten heran?
Für meine Projekte ist eine gute Planung fast das Wichtigste. Ich recherchiere auf Satellitenbildern und organisiere im Vorfeld sehr viel. Je nach Projekt müssen diverse Gegebenheiten passen, wie Wetter, Wind, Gezeiten oder der Stand der Sonne. Meistens buche ich Hubschrauber und kleine Flugzeuge für meine Shootings, welche sehr teuer sind, daher muss am Tag des Shootings alles andere passen. Ein Aerial Shooting in einem Hubschrauber dauert dann in der Regel zwischen 1,5 und 5 Stunden, je nachdem wie weit der Ort, den ich ablichten möchte, entfernt ist. Da ich oft auch abgelegene Landschaften fotografiere, kann es schonmal vorkommen, dass man erstmal 2 Stunden zu besagtem Ort fliegen muss. In der Luft arbeite ich dann in der Regel mit einer entfernten Tür, um perfekt nach unten fotografieren zu können. Es entstehen bei einem Flug nicht selten über 1000 Fotos, da alles sehr schnell gehen muss und man keine Zeit hat zu kontrollieren, ob der Ausschnitt oder der Fokus perfekt sitzt. Es ist allerdings nicht bei jedem Projekt möglich, auf einen Hubschrauber oder ein Flugzeug zurückzugreifen. Je nach Flughöhe und Ort kann es auch sein, dass ich auf Drohnen zurückgreife. Ich versuche dies allerdings aufgrund der geringeren Bildqualität zu vermeiden. Letztendlich wähle ich mein Equipment nach den Anforderungen des Shootings. Für mich sind das alles nur „Werkzeuge“ und im Wesentlichen kommt es auf die Idee des Projekts an.
Dein Lieblingsbuch?
Ich bin mir nicht sicher, ob es zählt, aber ich lese sehr gerne Biographien von, in meinen Augen, spannenden Menschen. Ich finde das Leben schreibt die besten Geschichten, daher freue ich mich immer wieder, mehr Informationen über Menschen wie Jackson Pollock, Edward Snowden oder Steve Jobs durch Bücher zu erhalten. Wenn es um reine „Geschichten“ geht, würde ich mich allerdings für „Passagier 23“ von Sebastian Fitzek entscheiden.
Mit welchem Künstler würdest du gerne Kaffee trinken und worüber würdet ihr sprechen?
Vermutlich würde ich Edward Burtynsky wählen. Seine Arbeiten haben mich über die Jahre sehr inspiriert und in meinen Augen ist er einer der weltbesten Fotografen. Mich würde interessieren, wie er bereits in den 80er Jahren aufwändige Luftbildfotografien mit einer extrem hohen Qualität produzieren konnte. Generell denke ich auch, dass er viel Spannendes zu erzählen hat, da er vermutlich durch die Fotografie in die entlegensten Gegenden unseren Planeten gekommen ist.
Wie kamst du zur Kunst?
Ich habe mich bereits zu Schulzeiten stark für Grafikdesign interessiert. Hierdurch entstand dann auch ein großes Interesse zur Kunst und speziell zur Fotografie. Früh habe ich dann mit der Kamera meiner Eltern gearbeitet und durch mein Grafikdesignstudium nach der Schule hat sich alles verfestigt und aus einem Hobby wurde eine Profession.
Welche Menschen in deiner Umgebung beeinflussen dich?
Meine Familie und engen Freunde unterstützen mich bei meinen Arbeiten und sind mir auch immer wichtig, um einen Blick „von außen“ auf meine Arbeiten zu haben. Vor allem sind es jedoch die engen Kollegen im Fotografie Bereich, mit denen ich mich regelmäßig austausche und auch über neue Ideen spreche. Hier entstehen spannende neue Ansätze, welche mich oft stark weitergebracht haben.
Stell dir vor, du hast eine Zeitmaschine. Wohin geht die Reise?
Definitiv in die Zukunft! Vermutlich nicht zu extrem weit, da dann vieles abstrakt wird. Aber mich würde es total interessieren, wie unsere Welt in 50 oder 100 Jahren aussehen wird. Ich finde den Wandel der Zeit super faszinierend und hoffe das ich noch viele Jahre hier dran teilhaben kann.
Deine größte Leidenschaft abseits der Kunst?
Generell Sport - insbesondere Squash und im Sommer Wakeboarden. Ich mache unglaublich gerne Sport, daher würde ich dies ohne Zweifel an 2. Stelle nach der Kunst/Fotografie setzen.
Woran arbeitest du zurzeit?
In den letzten Monaten habe ich für fotografische Zwecke Kenia, Namibia und Hawaii bereist. Aktuell bin ich daher gerade dran meine Arbeiten dieser Reisen zu sichten und zu bearbeiten. Nebenbei plane ich auch bereits weitere Reisen nach Kamtschatka, Australien und die USA. Ich hoffe, dass uns die Corona-Situation bald wieder uneingeschränkte Reisefreiheit gewährt.