Nathaniel Merz inszeniert in seinen großformatigen Werken die immense Wirkungskraft von koreanischen Wäldern, um die symbolische Bedeutung der Kiefer aufzuzeigen. Der immergrüne Baum begleitet die Koreaner ihr ganzes Leben lang und ist tief in der asiatischen Kultur verankert: Nach der Geburt eines Kindes sollen geflochtene Kiefernäste Unheil abwenden, an Festtagen werden traditionelle Gerichte mit Kiefernrinde zubereitet.
Die meditativen Fotografien versetzen den Betrachter schon beim ersten Anblick in die Tiefen des Waldes. Man hört das leise Streifen des Windes, duftet feuchtes Gras und schweift in eine Unbekümmertheit ab, die sich nur in der freien Natur entfalten kann. Durch die Biegung der Stämme und das starke Gegenlicht, das zwischen ihnen hindurchflutet, entsteht eine geheimnisvolle Stille. Die Baumsilhouetten verleihen den Arbeiten beinahe eine grafische Anmutung.
Nathaniel Merz hat sich von der Ästhetik des berühmten südkoreanischen Fotografen Bien-U Bae inspirieren lassen, der seit Jahrzehnten Kiefernwälder im Südosten Koreas festhält und als Professor für Fotografie am
Seoul Institute of the Arts lehrt. Während Bien-U Baes Arbeiten beinahe wie schwarz-weiße Grafitzeichnungen wirken, erweitert Merz diese Stimmung mit monochromen Farbnuancen in seinen
Wald Bildern. Dabei tritt er sehr sensibel und respektvoll an die symbolträchtigen Kiefern heran: Die stolzen Bäume wirken wie Zeichnungen, wie kalligrafische Meisterleistungen der Natur. So wird die Fotografie selbst zum Mittel, um das Phänomen von Zeitlosigkeit festzuhalten.
Nathaniel Merz wurde 1987 in Seattle, USA geboren und lebt in Südkorea. Er ist Stipendiat der NANPA (North American Nature Photography Association) und wurde mehrfach für seine Fotografien ausgezeichnet, etwa mit dem Epson International Pano Award 2017. Seine Werke waren in südkoreanischen Galerien und in bekannten Publikationen zu sehen, etwa in der Seoul Selection oder Practical Photography.